Sieben Wochen Junggesellinnenabschied
Meine beste Freundin L. heiratet. Und ich bin Trauzeugin. Wie aufregend! Wenn ich "Trauzeuge" google, wird mir ganz schlecht. Gott sei Dank ist L. nicht nur cool, sondern auch tolerant, weiß um meine Sorgen und entbindet mich größtenteils der brutalen To-Do-Liste eines Trauzeugen. Trotzdem gibt es einige Aufgaben, die ich mir nicht nehmen lassen will: Hochzeitsoutfit aussuchen, Friseurtermin organisieren und so oft es geht mit ihr darauf anstoßen, dass sie bald heiratet. Mit dem Anstoßen beginnen wir gleich letzten Samstag. Der ursprüngliche Plan ist, in die Stadt zu gehen und nach einem Hochzeitsoutfit für L. zu schauen. Völlig naiv bin ich fest davon überzeugt, wir finden gleich eins. Das Ende vom Lied: Ich gehe mit zwei Tüten nach Hause, L. mit leeren Händen. Um auch sie glücklich zu machen, trinken wir Sekt. L. wird davon sehr glücklich. Ich auch. Größenwahnsinnig fahre ich uns nach Hause. Gott sei Dank mit meinem Auto, denn beim Ausfahren aus dem Parkhaus springt mir der Bordstein in die Felge und schreddert meine Radkappe. Seis drum denke ich cool und L. gluckst.
Zuhause trinken wir weiter und stellen fest: Es gibt noch ein entscheidendes Problem. Ich brauche für die Hochzeit einen Tischherren. Bis Ende September habe ich nur noch Zeit. Das nenne ich mal Torschlusspanik. L.s Hirn schwimmt in Sekt und produziert zündende Ideen: Sie besorgt mir einen Walker. Ihr Vertrauen in mich und meine Männerwahl scheint nicht besonders groß zu sein. Ihre nächste zündende Idee: Wir gehen heute Abend in den Schinderhannes. Die In-Kneipe in meinem Wohnort, der nicht besonders groß und auch nicht besonders exklusiv ist. Der Schinderhannes hat sich den Ortsverhältnissen angepasst. "Da ist es lustig!" behauptet L.. Aus verschiedenen zuverlässigen Quellen hat sie das schon gehört! Na gut, den Traummann findet man an den seltsamsten Stellen, denke ich und ziehe mit L. los.
An der Tür vom Schinderhannes steht: Hier gehts ab! Oder sowas ähnliches. Wir gehen rein, in Anbetracht des Publikums und der Musik entwickele ich Muttergefühle. Wir setzen uns an einen Tisch, lassen uns von Jugendlichen anstarren, stehen nach fünf Minuten wieder auf und verschwinden durch den Hintereingang.
Die Aussicht auf einen Walker als Hochzeitsbegleitperson und meine Bestätigung, dass der Schinderhannes nicht lustig ist, lassen mich schnell ernüchtern. "Los! Gehen wir zu McDonalds!" strahlt L., der Tragödie nicht bewusst. Also torkeln wir weiter. Das heißt: L. torkelt, ich torkle nur, weil ich sie stütze. Bei McDonalds versuche ich mit schalem Bier wieder in Fahrt zu kommen - Fehlschlag. L. wird müde. Wir gehen nach Hause und beschließen den Damenabend wie einen Klassiker enden zu lassen: Mit DVD auf der Couch. Der Film hat kaum angefangen, da befindet sich L. schon in der Tiefschlafphase.
So ein Walker ist vielleicht keine schlechte Idee.
__________________________________________________________________
Zuhause trinken wir weiter und stellen fest: Es gibt noch ein entscheidendes Problem. Ich brauche für die Hochzeit einen Tischherren. Bis Ende September habe ich nur noch Zeit. Das nenne ich mal Torschlusspanik. L.s Hirn schwimmt in Sekt und produziert zündende Ideen: Sie besorgt mir einen Walker. Ihr Vertrauen in mich und meine Männerwahl scheint nicht besonders groß zu sein. Ihre nächste zündende Idee: Wir gehen heute Abend in den Schinderhannes. Die In-Kneipe in meinem Wohnort, der nicht besonders groß und auch nicht besonders exklusiv ist. Der Schinderhannes hat sich den Ortsverhältnissen angepasst. "Da ist es lustig!" behauptet L.. Aus verschiedenen zuverlässigen Quellen hat sie das schon gehört! Na gut, den Traummann findet man an den seltsamsten Stellen, denke ich und ziehe mit L. los.
An der Tür vom Schinderhannes steht: Hier gehts ab! Oder sowas ähnliches. Wir gehen rein, in Anbetracht des Publikums und der Musik entwickele ich Muttergefühle. Wir setzen uns an einen Tisch, lassen uns von Jugendlichen anstarren, stehen nach fünf Minuten wieder auf und verschwinden durch den Hintereingang.
Die Aussicht auf einen Walker als Hochzeitsbegleitperson und meine Bestätigung, dass der Schinderhannes nicht lustig ist, lassen mich schnell ernüchtern. "Los! Gehen wir zu McDonalds!" strahlt L., der Tragödie nicht bewusst. Also torkeln wir weiter. Das heißt: L. torkelt, ich torkle nur, weil ich sie stütze. Bei McDonalds versuche ich mit schalem Bier wieder in Fahrt zu kommen - Fehlschlag. L. wird müde. Wir gehen nach Hause und beschließen den Damenabend wie einen Klassiker enden zu lassen: Mit DVD auf der Couch. Der Film hat kaum angefangen, da befindet sich L. schon in der Tiefschlafphase.
So ein Walker ist vielleicht keine schlechte Idee.
__________________________________________________________________
Wortspiel - Aug 8, 16:11 - in Rubrik: 3_Teilwahrheiten
zoee (Gast) - Aug 9, 09:01
Die Warnung "Heiraten schadet ihrer Umwelt" sollte auf jeder Verlobungsanzeige stehen. :)
pamela (Gast) - Aug 10, 10:48
recht möchte ich dir geben, ohne jedoch einen kleinen hinweis auf die eigengefahr auszulassen. oder wie man im pott sagen würde: "heiraten is für dich und deine kumpels einfach schweinegefährlich". da solche warnhinweise pflicht sein sollten, hat man konsequenter weise die verlobungsanzeigen fast ganz von markt genommen.
pamela (Gast) - Aug 10, 12:13
geher
(sehr schöner artikel mit zitaten für alle lebenslagen: "damit beginnen wir gleich letzten samstag")
geher, wie der walker auf altdeutsch wohl nicht hiesse, ist eine, mir neue bezeichnung , die mich in seinem verhältnis (schreibt man das mit ess oder mit esszett? besser wenn ich es nicht weiss!) zum STAR jedoch an eine alte, fast in vergessenheit geratene, doch deshalb nicht minder liebenswerte, urdeutsche tradition erinnert: den minnegesang. der minnesänger, jene traurig glückliche gestalt, die stehts bereit ist, für lächeln, mitgefühl oder ein buntes tuch der unerreichbaren angebeteten leben, gesundheit und alle materiellen besitzgüter auf spiel zu setzten. sich sowohl im krieg nur für SIE schlägt, als auch die kampfpausen nicht damit verbringt, beutebräute zu vögeln, sondern IHR die lieblichsten leidenschaftlichsten und dennoch unschuldigsten verse oder lyrik zu verfassen. solche verehrer zu besitzen, ist natürlich ein genauso beeindruckendes statussymbol, wie unnütz auf einer hochzeit. es sei denn, die hochzeit verspräche ein hohes mass an langeweile, so dass ein lautenspielender schöngeist an deiner seite, die einzige hoffnung auf kurzweil darstellt. sollte dies nicht der fall sein, so ist es doch viel praktischer, sich der wirklichen funktion der hochzeitsfeier zu besinnen, nämlich die nächste einzuleiten, damit die fortpflanzungskette der menschheit nicht beim dvd schauen mit eingeschlafenen freundinnen endet.
trauzeugin bei einer hochzeit, das heisst bei der zeremonie vorn stehen, mit schönem rücken und wohlgeschwungenem becken die blicke und phantasien alle anwesenden männer über 12 und unter scheintod auf sich zu ziehen, um dann, bei dem anschliessenden fest und nachdem auch noch jedermann herausgefunden hat, dass dem objekt nummer eins ihrer begierde die begleitung fehlt, freie auswahl zu haben und mit jedem hannes machen zu können, was immer du möchtest. warum also zum "schinderhannes" gehen, anstatt hannes zu schinden und den traummann zu dir kommen zu lassen?
geher, wie der walker auf altdeutsch wohl nicht hiesse, ist eine, mir neue bezeichnung , die mich in seinem verhältnis (schreibt man das mit ess oder mit esszett? besser wenn ich es nicht weiss!) zum STAR jedoch an eine alte, fast in vergessenheit geratene, doch deshalb nicht minder liebenswerte, urdeutsche tradition erinnert: den minnegesang. der minnesänger, jene traurig glückliche gestalt, die stehts bereit ist, für lächeln, mitgefühl oder ein buntes tuch der unerreichbaren angebeteten leben, gesundheit und alle materiellen besitzgüter auf spiel zu setzten. sich sowohl im krieg nur für SIE schlägt, als auch die kampfpausen nicht damit verbringt, beutebräute zu vögeln, sondern IHR die lieblichsten leidenschaftlichsten und dennoch unschuldigsten verse oder lyrik zu verfassen. solche verehrer zu besitzen, ist natürlich ein genauso beeindruckendes statussymbol, wie unnütz auf einer hochzeit. es sei denn, die hochzeit verspräche ein hohes mass an langeweile, so dass ein lautenspielender schöngeist an deiner seite, die einzige hoffnung auf kurzweil darstellt. sollte dies nicht der fall sein, so ist es doch viel praktischer, sich der wirklichen funktion der hochzeitsfeier zu besinnen, nämlich die nächste einzuleiten, damit die fortpflanzungskette der menschheit nicht beim dvd schauen mit eingeschlafenen freundinnen endet.
trauzeugin bei einer hochzeit, das heisst bei der zeremonie vorn stehen, mit schönem rücken und wohlgeschwungenem becken die blicke und phantasien alle anwesenden männer über 12 und unter scheintod auf sich zu ziehen, um dann, bei dem anschliessenden fest und nachdem auch noch jedermann herausgefunden hat, dass dem objekt nummer eins ihrer begierde die begleitung fehlt, freie auswahl zu haben und mit jedem hannes machen zu können, was immer du möchtest. warum also zum "schinderhannes" gehen, anstatt hannes zu schinden und den traummann zu dir kommen zu lassen?
Ich könnte eine gebrauchen für ne Hochzeit am kommenden Samstag.
Und einen Anzug brauch ich auch noch. Aber dafür geh' ich mal besser selber los.
"Bei dir" habe ich mal angefangen.